Als Wortspiel zum Volksmund “früh übt sich”, kam mir das früh blüht sich in den Sinn. Wenn nach der ruhigen, zurückgezogenen Winterzeit die ersten Sonnenstrahlen etwas wärmen, zeigen sich bald schon die ersten vorwitzigen Blättchen und Knospen der Frühblüher. Es ist jedes Jahr ein besonders schönes Gefühl, das zarte Erwachen der Natur zu beobachten. Und als begeisterte Makrofotografin montiere ich erwartungsfroh das Makroobjektiv und krieche voller Begeisterung auf dem Boden rum. Die Frühblüher gehören meist zu den Geophyten, den sogenannten Erdbewohnern, welche die Gunst der Stunde nutzen und das Sonnenlicht durch die noch kahlen Bäume und Sträucher in voller Blüte geniessen. Danach ziehen sie sich in ihr Überdauerungsorgan, sei das eine Zwiebel, Knolle oder ein Rhizom zurück, um erneut Kräfte für den nächsten Frühlingsaufbruch zu sammeln. Diese wiederkehrende Kraft der Jahreszeiten lehrt uns Gelassenheit und das Geniessen des Moments.
Schneeglöckchen, Galanthus nivalis, sind die Wegbereiter in den Frühling. Wie der Name antönt, kann ihnen auch ein Schneefall nichts anhaben und sie strecken die Köpfchen aus der kalten Erde.
Es gibt rund 20 verschiedene Arten von Glanthus in Mittel- und Südeuropa bis in den Kaukasus. Galanthus bedeutet übersetzt eigentlich Milchblume von gala = Milch und anthos = Blüte.
In voller Blüte erhellen sie die Welt und ich kann kaum genug kriegen von den fotogenen Zwiebelpflanzen
Im letzten und in diesem Jahr versuche ich vermehrt ganze Stimmungen und nicht nur Einzelblumen einzufangen
Ebenfalls zu den ganz frühen gehören die Krokusse. Auch hier gibt es eine grosse Vielfalt und mir gefallen ganz besonders die zarten Crocus tommasinianus, die Dalmatiner-Krokus
So klein die Krokusse auch sind, entfalten sie doch eine tolle Buntheit und Leuchtkraft. Die Knollenpflanzen neigen zu unserem Glück zum Verwildern :)
Der Winterling trägt nur den Namen Winter, selber leuchtet er ganz sonnig! Der Winterling, Eranthis hyemalis ist bei uns nicht heimisch.
Im Unterwallis gibt es auch ein sonnengelbes Blümchen, das Adonisröschen. Eine rare Schönheit, welche aus dem dürren Gras leuchtet.
Ganz früh leuchtet auch die Pionierpflanze Huflattich aus Kies und Schuttplätzen. Tussilago farfara mag es gerne trocken und mager.
Der Huflattich blüht bevor er seine grossen Blätter bildet. Die Blätter sind ein uraltes Heilmittel gegen Husten und wirken schleimlösend.
Auf durchlässigen Kalkböden zeigt ein besonders hübsches Pflanzchen seine blauen Blüten, das Leberblümchen.
Die weissen Staubbeutel in den zartblauen Blüten machen das Hepatica nobilis zu einer fotogenen Schönheit.
Nur an wenigen Orten in der Schweiz gedeiht in lichten Wäldern die Hundszahnlilie. Im Südtessin oder in der Nähe von Genf wächst Erythronium dens-canis. Natürlich gedeiht diese Zwiebelpflanze auch im Garten, aber am natürlichen Standort ist die Entdeckung wesentlich wertvoller und zeigt die Pflanze im natürlichen Umfeld und Wuchs.
Der lichte Wald im Südtessin ist ein wahrer Zauberwald. Die feingliederige Hundszahnlilie ist umrahmt von Blausternchen und Buschwindröschen. Hundszahn heist sie wegen ihrer zahnartigen Zwiebel. Die Blüten begeistern durch ihre elegante Form und die dunklen Staubbeutel.
Das Schlüsselblümchen ist für mich wie der Schlüssel zu Ostern. Als Kind haben wir oft Osternestchen mit den gelben Blümchen dekoriert.
Im warmen Abendlicht präsentiert sich die Zweisamkeit der kleinen Schlüsselblumen perfekt. Sie mag Feuchtwiesen, Bachläufe oder Auenwälder.
Wesentlich seltener ist die gewöhnliche Küchenschelle oder Kuhschelle, Pulsatilla vulgaris.
Da legen sich die Makrofotografinnen stundenlang ins Gras um die pelzige Schönheit zu porträtieren.
Um die Knospe findet sich ein Quirl feingefiederter Hochblätter als Schutz vor kalten Frühjahrswinden.
Die violetten Blüten kontrastieren bestens mit dem braungelben, dürren Wintergras.
Im warmen Morgenlicht wirken sie besonders zauberhaft. Sie hat gerne einen trockenen Standort und mag absolut keinen Dünger, sie ist eine ausgesprochen genügsame Schönheit.
Auch die offene Blüte ist fotogen. Ursprünglich hiess sie wegen ihrer Glockenform Kuhschelle, dieser Name wurde wegen ihrer Kleinheit verniedlicht und aus Kühchenschelle wurde Küchenschelle.
Wohl bekannt ist das Buschwindröschen. Sie leuchten im März in Büschen und bringen Lebendigkeit in die kahlen Wälder und Hecken.
Jedes Jahr entstehen -zig Bilder der eleganten Schönheit. Ich mag die Schlichtheit und auch die Selbstverständlichkeit des Blümchens.
Eine farbenfrohe Kombination ergeben die Buschwindröschen mit den Lerchensporne
Zauberhaftintime Einblicke in die Buschwindröschenfamilie, Anemone nemorosa.
Auch der Lerchensporn, Corydalis cava, leuchtet im März aus dem alten Laub des Waldes.
Hier dient er der malerischen Inszenierung der Buschwindröschengruppe
Beenden möchte ich den heutigen Blog mit einer besonders zierlichen Pflanze. Im letzten Abendlicht neigt die Schachbrettblume ihren Blütenkopf
Fritillaria meleagris heisst auf deutsch Schachbrettblume aufgrund ihrer Musterung der Blüte. Sie wird aber auch Kiebitzei genannt.
Zauberhaft im Morgentau, welcher wie Brillianten glitzert und einen gediegenen Rahmen bildet.
Nur an wenigen Stellen in der Schweiz, in Feuchtwiesen im Jura, wächst die elegante Rarität.
Schreiben Sie einen Kommentar